Bouldern für Anfänger:innen: So gelingt dir der Start

Bouldern ist über die vergangenen Jahre immer beliebter geworden und der Trend setzt sich fort. Kein Wunder! Die Sportart bietet ein perfektes Ganzkörperworkout, ist Denksport zugleich und macht auch noch einen riesengroßen Spaß – von der coolen Community ganz abgesehen. Du willst dich auch am Klettern probieren, bist aber noch Anfänger:in im Bouldern? 

Welches Equipment du zum Bouldern brauchst, welche Grundlagen und Tipps es für das Klettern in der Halle gibt, erklärt uns Nick von urban apes. Zusätzlich erzählte uns der professionelle Felskletterer Stephan Vogt 2017, was Bouldern für ihn so besonders macht.

Bouldern – was ist das eigentlich?

Bouldern bedeutet, in Absprunghöhe ohne Seil und Gurt zu klettern. Die Höhe beträgt dabei maximal drei Meter, sodass du ohne ein wesentliches Verletzungsrisiko von der Wand auf den Boden abspringen kannst. 

urban apes Boulderhalle
urban apes Boulderhalle

Was brauche ich zum Bouldern als Anfänger:in?

Laut Nick von urban apes ist Bouldern die perfekte Sportart für urbane Sportler:innen, die nicht viel Equipment durch die Gegend schleppen wollen. Für das Bouldern an der Wand werden lediglich Kletterschuhe sowie Chalk benötigt. Kletterschuhe und Chalk können im Normalfall in allen Boulderhallen für einen kleinen Aufpreis ausgeliehen werden.

1. Schuhe zum Bouldern oder Klettern

Boulderschuhe für Anfänger:innen

Nick erzählt, dass fürs Bouldern Kletterschuhe mit einer speziell gehärteten Sohle und Trittkante benötigt werden. Als Anfänger:in fühlst du dich beim Kauf mit der Auswahl der Boulderschuhe eventuell schnell überfordert – aber keine Sorge: Falls du erstmal ein Gefühl für die Schuhe bekommen willst, kannst du dir in der Boulderhalle Kletterschuhe ausleihen und schauen, ob dir Bouldern wirklich Spaß macht, bevor du in neue Schuhe investierst. Dann empfiehlt sich in jedem Fall ein Anfänger:innenschuh. Dieser ist etwas bequemer zu tragen, da er weniger Vorspann hat, symmetrisch ist und die Sohle Unterstützung bietet. Teste am besten unterschiedliche Schuhe und lass dich beraten.

2. Chalk

Chalk zum Bouldern

Um nicht nur guten Grip mit den Füßen an der Wand zu haben, sondern auch an den Händen, empfiehlt sich für das Klettern und Bouldern in der Halle Chalk. Chalk, auch als Kalk oder Magnesiumcarbonat bezeichnet, hilft beim Bouldern schwitzige Hände zu vermeiden und sorgt somit für einen sichereren Grip. Chalk findest du in verschiedenen Formen: als Pulver, gepressten Chalkball oder in flüssiger Form (Liquid Chalk). Es ist völlig egal, für welche dieser drei Formen du dich entscheidest – über die Zeit wirst du merken, was deine persönliche Präferenz ist. Unser Tipp: Als Einsteiger:in kannst du mit der preisgünstigeren Variante, dem Pulver, beginnen. 

3. Chalkbags

Chalkbag

Falls du dich jetzt fragst, wie du das Pulver am besten zur Halle transportierst – keine Sorge! Du musst es natürlich nicht einfach in der Hand tragen. Zum Aufbewahren gibt es Chalkbags. Beim Kauf kannst du hier nicht viel falsch machen. Das Wichtigste ist eine breite Handöffnung zum Reingreifen (je nach Größe deiner Hand), schmutz- und feuchtigkeitsabweisendes Material und ein Verschluss. Im Regelfall sind alle Chalkbags so ausgestattet. Liquid Chalk wird übrigens in Fläschchen transportiert.

Was sind die Grundlagen beim Bouldern?

Bouldern ist ein optimales Ganzkörpertraining, bei dem eine Vielzahl an Muskelgruppen angesprochen wird, sagt Experte Nick. Vor allem erfordert der Sport aber auch Mitdenken, denn das „Routen lesen“ ist ein wichtiger Bestandteil. Das hilft dir dabei, schnell den Kopf von anderen Gedanken freizubekommen. Denn für den Erfolg beim Bouldern ist die Konzentration auf die Wand das Wichtigste, um besser zu werden. 

Nick urban apes
Nick von urban apes

Anfänger:innen lassen sich schnell entmutigen, sobald sie zum ersten Mal aus einer Boulderroute rausfallen. Fallen ist jedoch ein völlig normaler und auch notwendiger Prozess beim Bouldersport. Wir alle haben einmal klein angefangen und entwickeln und erst weiter, wenn wir uns unseren bisherigen Grenzen stellen. Die Matten sind weich und in Kursen kann jede:r auch mithilfe von Coaches die Grundtechniken lernen.

Bouldern erfordert nicht nur Kraft, sondern vor allem auch Technik, Beweglichkeit und Koordination. Doch bevor wir dir Tipps zum Klettern geben, hier erstmal die wichtigsten Regeln.

Welche Regeln gibt es beim Bouldern in der Halle?

Laut Nick ist die wichtigste Regel, generell Rücksicht zu nehmen – auf andere und auf dich selbst. Komm in dem Sport-Outfit, in dem du dich wohlfühlst. Du musst niemandem etwas beweisen – egal ob Frau, Mann, Trans, Queer, Nicht-binär, jung oder alt. Jede:r beginnt auf einem anderen Level und hat andere Ziele. Genau dafür gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, sodass für jede Erfahrungsstufe etwas dabei ist. 

Bevor du in einen Boulder startest, solltest du darauf achten, die Route vorher zu checken und sicherzustellen, dass der Sturzraum frei ist. Wenn das der Fall ist, kannst du loslegen. Ein Boulder beginnt mit beiden Händen an den markierten Startgriffen. Du lässt so lange die Hände an den Startgriffen, bis beide Füße die Matte verlassen. Manchmal sind hierbei zwei Griffe als Start gedacht, manchmal aber auch nur einer.

Startgriff beim Bouldern

Vom Start bis zum Top darfst du dann nur die Griffe und Tritte einer Farbe beziehungsweise eines Schwierigkeitsgrades verwenden. Teile der Wandstruktur, wie Kanten und Volumen, dürfen als Hilfestellung verwendet werden. Diese vergisst man gerade als Anfänger:in ganz gerne mal. Versuch diese also immer mitzubedenken, wenn du deine Route planst. Das Ende des Boulders ist entweder der Top-Griff, welchen du kurz mit beiden Händen berühren musst, oder du kannst über den letzten Griff hinausklettern. Abspringen ist zwar verlockend, aber es ist definitiv gesünder und entspannter herunterzuklettern.

Hier nochmal die wichtigsten Regeln in Kurzfassung: 

  1. Bevor du anfängst, checke die Route und den Sturzraum 
  2. Beginne den Boulder mit beiden Händen an den markierten Startgriffen. Lass die Hände so lange am Startgriff, bis beide Füße die Matte verlassen haben
  3. Vom Start bis zum Top dürfen nur Griffe und Tritte einer Farbe (eines Schwierigkeitsgrades) genutzt werden
  4. Teil der Wandstruktur, wie Kanten und Volumen dürfen als Hilfestellung verwendet werden
  5. Das Ende des Boulders ist entweder der Top-Griff, welchen du mit beiden Händen berühren musst, oder du kannst über den letzten Griff hinausklettern 
  6. Besser Abklettern statt Abspringen
  7. Rücksicht nehmen – auf dich und andere

Was sind beim Bouldern die Schwierigkeitsgrade?

Falls du schon einmal in einer Boulderhalle warst, sind dir vielleicht die verschiedenen Farben aufgefallen – gelb, grün, blau, rot und einige mehr. Wie bereits beschrieben, kletterst du eine Route vom Start- zum Top-Griff innerhalb einer Farbe. Hierbei gibt es jedoch von Halle zu Halle Unterschiede. Einige Boulderhallen arbeiten mit dem Level-System, andere mit den Farben selbst. Aber was bedeutet das genau?

Bouldern Schwierigkeitsgrade

Beim Bouldern in der Halle ist es üblich, dass sich die Schwierigkeit der Boulder an einer Farbskala orientiert. In einigen Kletterhallen geben die unterschiedlichen Farben die Schwierigkeitsgrade selbst an. Zum Beispiel sind hier die gelben und blauen Routen für Anfänger:innen und grünen für Fortgeschrittene. Hierbei kannst du dich einfach an der Farbe der Griffe und Tritte orientieren. Für einen Überblick gibt es normalerweise ein Poster, auf dem dir die verschiedenen Schwierigkeitsstufen der Farben erläutert werden. 

Andere Hallen, wie auch die von urban apes, nutzen das Level-System. Hier siehst du zwar auch unterschiedliche Farben, die du kletterst, jedoch geben diese nicht direkt die Schwierigkeitsstufe an. „Bei uns gibt es das einfach verständliche Level-System von eins bis acht. Dabei sind Level eins Boulder einfach und die Level acht Boulder die schwierigsten Herausforderungen. Grundsätzlich ist der Sport für alle geeignet, die keinen nennenswerten körperlichen Einschränkungen unterliegen“, erklärt Nick.

Tipps für Boulder-Anfänger:innen 

Um dir deinen Start zu erleichtern, haben wir vier Tipps für dich zusammengestellt. So lernst du nicht nur effektiv dein Training und deine Technik zu verbessern, sondern bist auf weniger Kraft angewiesen. Bereite dich jetzt schon auf dein Outdoor-Abenteuer vor.

1. Suche dir persönliche Boulderprojekte

Bouldern für Anfänger:innen

Nicks erster Tipp: Klettere Boulderrouten, in denen du dich wohlfühlst. Versuch niemanden etwas zu beweisen – wir alle haben unser eigenes Tempo. Das bedeutet natürlich nicht, dass du dich nicht herausfordern solltest – es bedeutet, dass du dich nicht so schnell entmutigen lassen solltest, wenn du einen Boulder nicht sofort toppen kannst. Mache einen Boulder zu deinem Projekt. Wenn du Probleme mit gewissen Griffen, Tritten, Winkeln oder Steilheitsgraden hast, nimm diese Schwächen gezielt in Angriff. Oftmals sind nur unsere Vorurteile über uns selbst („Das schaffe ich sowieso nie!“) unsere größten Gegner. Befreie dich davon und lasse zu, dich selbst neu kennenzulernen. Auch professioneller Felskletterer Stephan Vogt bestätigt: “Lasst euch nicht abschrecken! Probiert nicht nur Boulder, die ihr schnell klettern könnt, sondern versucht euch an Sachen, die vielleicht auf den ersten Blick zu schwer erscheinen. So bin ich besser geworden. Manchmal darf man keinen Respekt vor Schwierigkeit haben!”

2. Trainiere deine Grundskills und Bewegungsmuster

Nick urban apes

Es ist wahrscheinlich logisch, aber das beste Training für deine Bouldermuskulatur ist das Bouldern selbst, sagt Nick. Daher der zweite Tipp: Bevor du dich an ein Fingerboard stürzt, um deine Kraft zu steigern und so deine Muskeln überlastest, ist es wichtig, die Grundskills und Bewegungsmuster zu trainieren. Wie schnell du das nächste Level erreichst, hängt ganz davon ab, wie viel du boulderst. Du kannst Erfolge innerhalb von wenigen Tagen erreichen. Wer gern von einem professionellen Coach lernen möchte, kann sich Tipps und Tricks auch in einem Kurs zeigen lassen.

3. Nutze deine Beinkraft, Fußspitze, Hüfte und Beinbeuger

Gerade als Anfänger:in ist man oft dazu verleitet, aus den Armen zu ziehen – das kostet aber viel Kraft. Die Beine sind im Regelfall viel stärker als die Arme. Unser Tipp: Nutze diese Kraft und spare so Energie für schwierigere Passagen. Nutzt du die Spitze deines Schuhs für die Tritte und senkst die Ferse etwas ab, erhöhst du deinen Grip und sparst Energie. So ist es auch leichter, einen Fußwechsel zu machen.

Bouldern für Anfänger:innen Tipps

Nick sagt außerdem, dass neben den Händen und Füßen vor allem die Hüfte relevant ist, um Kraft zu sparen. Durch Schwungholen und Drehungen der Hüfte können Bewegungen kraftsparend bewerkstelligt und in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Ist dein Schwerpunkt und deine Hüfte nah an der Wand, entlastet du wiederum deine Arme. Wenn du dich an etwas Ausgefallenem probieren willst, empfiehlt sich der Heelhook. Verhake dich dabei mit der Ferse an dem Griff und verwende deinen Beinbeuger. Auch hier entlastet du deine Arme und stabilisierst deinen Körper. 

4. Lese Routen und experimentiere mit deiner Position

Wie Nick bereits erwähnte, sind das Mitdenken und das „Routen lesen“ ein wichtiger Bestandteil des Sports und sollte daher mit in dein Training einfließen. Je mehr Erfahrung du damit sammelst, desto leichter wird es dir fallen, deine Routen auszutüfteln und die beste Technik zu finden. Das Schöne beim Bouldern ist, dass du eigentlich niemals allein eine Route lösen musst – es passiert oft ganz natürlich, dass du mit anderen Kletter:innen ins Gespräch kommst und so gemeinsam die Lösung findest. Zusätzlich zum Routen lesen kann es helfen, mit deiner Körperposition zu experimentieren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Route zu klettern. Probier es aus!

Bouldern für Anfänger:innen

Was macht das Bouldern so besonders?

Es ist wirklich unglaublich, wie sich der Bouldersport in den vergangenen Jahren entwickelt hat. So viele neue Boulderhallen sind entstanden und das in nur wenigen Jahren. Man merkt, dass sich Bouldern zu einem richtigen Trend entwickelt hat, mit vielen neuen Einsteiger:innen sowohl Indoor als auch Outdoor. Stephan Voigt erzählt uns, was für ihn diese Sportart so besonders macht.

„Als ich mit dem Bouldern anfing, wussten viele meiner Freund:innen noch nicht einmal, dass es diesen Sport gibt. Jetzt bouldern sie fast alle selber. Kein Wunder: Es handelt sich um einen unglaublich abwechslungsreichen Sport. Jede Halle hat einen eigenen Style, wodurch man sogar noch mehr Abwechslung erhält, wenn man immer mal wieder in andere Hallen geht. Außerdem liebe ich die Community und das wunderbare Gefühl, gemeinsam mit Freund:innen an einem Boulderproblem zu knabbern und es schließlich zu lösen.“

Wo kann ich als Anfänger:in klettern und bouldern gehen?

Bouldern für Anfänger:innen in urban apes
urban apes Boulderhalle

Wenn du bouldern gehen möchtest, empfiehlt sich am besten eine Boulderhalle. In Kletterhallen gibt es auch oft einen Boulderbereich, allerdings sind Boulderhallen aktiv für das Klettern ohne Seil gedacht. Bei Urban Sports Club hast du eine große Auswahl an Boulderpartnern in ganz Deutschland und Europa. Probiere beispielsweise die urban apes Boulderhallen in Hamburg aus. In Berlin kannst du in der bright site oder im Basement Boulderstudio klettern. Münchner:innen können in der einstein Boulderhalle in die Höhen klettern. In Köln ist das Stuntwerk eine gute Alternative. Einige Boulderstudios bieten auch einen Outdoor-Bereich mit Wand zum Klettern an. Hier kannst du dich schonmal mit der frischen Luft auf richtige Outdoor Kletterabenteuer einstellen.

Was ist deine Lieblingsboulderhalle – wo trainierst du am besten? Hast du noch weitere Tipps für Einsteiger:innen beim Bouldern für ihr Training oder ihre Technik, um besser zu werden? Boulderst du lieber Indoor oder Outdoor?

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  1. Hallo, ihr habt leider meinen Namen falsch geschrieben. Ich heiße Stephan Vogt. Und vieles in diesem Interview ist überhaupt nicht aktuell, ich glaub das Interview ist von 2017. Das sollte vlt irgendwo stehen… Ich kletter zum Beispiel seit Jahren keine Wettkämpfe mehr und boulder im 8C Grad.
    Schöne Grüße

    Stephan Vogt

    1. Hey Stephan! 🙂

      Entschuldige den Tippfehler – Ich habe es jetzt überall angepasst, das Jahr hinzugeschrieben und das mit den Wettkämpfen herausgenommen.
      Da das Interview nicht mehr ganz aktuell war, ich es aber nicht runterlöschen wollte (da es schöner Inhalt war) habe ich es in dem neuen Artikel verarbeitet. Falls du dies nicht möchtest, kann ich es natürlich auch rausnehmen. 🙂
      Gib mir gern Bescheid.

      Liebe Grüße
      dein Urban Sports Club Team

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