Respekt. Fairness. Einheit. Kung Fu!

Der Tempel der Alten Künste gewinnt definitiv den Preis für das am besten riechende Kampfkunststudio in Deutschland. Der Lavendel- und Orangenduft füllt den Flur und als ich das Studio betrete, berührt der Duft meine Seele. Es ist 19 Uhr an einem warmen Dienstagabend und ein Kung Fu-Kurs für Kinder ist gerade zu Ende gegangen. Auf Sofas und Sesseln im Eingangsbereich warten die Eltern und schauen bewundernd auf ihre Kinder, die in die Luft treten.

Die abendliche Brise weht durch de Fenster. Chinesische Deko hängt an den Wänden, neben Urkunden und Bildern von südostasiatischen Landschaften. Während die Kinder ihre Sachen einpacken, entdeckt der Lehrer und Gründer des Studios, Michael Mehle, mein Urban Sports Club-Shirt und stellt sich vor. „Du schreibst also den Blogbeitrag!“, sagt er herzlich. Und dann tritt er kräftig auf eine Holzpuppe ein.

„Du musst zuerst die Grundlagen des Kung Fu lernen“, sagt er und nimmt den Dummy in den Schwitzkasten. „Dieser Dummy hat genau die gleiche Größe wie ein Mensch, ich trainiere gerne mit ihm.“ Jedes Mal, wenn Michael den Dummy trifft, erklingt ein dumpfes Geräusch, so als würde er tatsächlich leben. Als ich Michael zuschaue, wie er sein Knie in die Leiste rammt, treffe ich die richtige Entscheidung: Ich möchte niemals der Gegner von Michael sein.

Glücklicherweise ist die Chance sehr gering, dass das passiert. Michael ist eindeutig sehr beliebt in Frankfurts Kung Fu-Community. Während wir über sein Studio sprechen, warten eine Reihe von kleinen Jungen, erwachsene Frauen und Männer mittleren Alters geduldig, damit sie ihren Lehrer begrüßen können. Michael ist Mitte 40, hat ein gutmütiges Gesicht und sein linker Arm ist voller Tattoos. Er ist extrem gelassen, was, wie ich herausfinde, eine Fähigkeit ist, die er durch Kung Fu gelernt hat. „Ich war Leibwächter bei der deutschen Polizei und habe während meiner Ausbildung Kung Fu gelernt“, erzählt er mir. „Es wurde meine Leidenschaft. Also kündigte ich meinen Job und eröffnete 2001 eine Kung-Fu-Schule.“

Michael verliebte sich in Kung Fu, weil es ihm den Respekt vor sich selbst und anderen lehrte. „Kung Fu bringt dir bei, wie du dein Ego besiegen, die Kontrolle über dich selbst behältst und mit Problemen direkt umgehen kannst. Seitdem ich angefangen habe, Kung Fu zu praktizieren, bin ich in allen Aspekten des Lebens selbstbewusster geworden – sogar wenn ich in der Öffentlichkeit auftreten muss.“

Michael beginnt den Unterricht mit Atemübungen. „Atme tief in deinen Bauch“, sagt er. „Kung Fu ist ein mentaler Sport. Es geht um Denkweise, Selbstvertrauen und Selbstverteidigung. Die Atmung ist dein Motor.“ Während er vor den Kursteilnehmern steht und ein- und ausatmet, wirkt Michael völlig ruhig, kontrolliert und kraftvoll. Er hat ein ausgeprägtes Bewusstsein, als könne er sich jeder Situation stellen.

Wir kreisen unsere Hüfte, dann unsere Knie. Es sieht wie eine einfach Dehnübung aus, bis Michael zeigt, wie einer dieser Kniekreise – wenn man ihn beschleunigt – deinen Gegner zu Boden bringen kann. Doch bei Kung Fu dreht sich alles um Selbstverteidigung und das ist es, was es auch von den anderen Kampfkünsten unterscheidet. „Bei anderen Kampfkünsten wie dem Boxen, dreht sich alles um Ego und Wettbewerb. Aber mit Kung Fu lässt du dein Ego hinter dir. Das hier ist kein Wettbewerb.“

Wir finden uns paarweise zusammen und Michael leitet uns an, in eine tiefe Kniebeuge zu gehen. Wir sitzen mit unserer unteren Wirbelsäule Rücken an Rücken mit unseren Partnern. „Denke an deinen Atem, nicht an deine Beine“, sagt Michael. „Und wir halten diese Position für fünf Minuten.“ Nach der zweiten Minute wird es schwierig, nicht an meine brennenden Beine zu denken. Aber ich nehme mir Michaels Ratschlag zu Herzen, atme in den Schmerz hinein und schaffe es irgendwie bis zum Ende der fünf Minuten durchzuhalten. Dann zeigt Michael uns, wie wir unser Gleichgewicht halten, in dem er ein Bein leicht vor das andere und die gegenüberliegende Hand über die Brust legt. Es ist fast unmöglich jemanden in dieser Position umzustoßen – ein erstaunlicher Party-Trick.

Michael zeigt uns eine Abfolge von Selbstverteidigungsübungen und gibt mir einen jungen Mann namens Jacob als Partner. Jacob schubst mich, ich stabilisiere mich, lege meine Arme unter seine, schlage ihm ins Gesicht und drücke ihn dann mit meinem vollen Gewicht gegen eine Matte an der Wand. Ich entschuldige mich für das ganze Debakel bei ihm, aber Jacob scheint es absolut nichts auszumachen. Er bittet mich mehrmals, ihm stärker ins Gesicht zu schlagen, aber ich lehne höflich ab.

Dann, nach einer weiteren Demonstration von Michael, greift Jacob nach meinem Handgelenk und kommt auf mich zu, als ob er mich schlagen wollte. Ich schiebe meine Ellenbogen hoch und seine Arme weg. Dann ziehe ich seinen Hals nach unten, schlage mein Knie an seinen Kopf und drücke ihn nach hinten auf die Matratze. „Bei Kung Fu geht es wirklich um Selbstverteidigung“, erklärt Michael. „Du nutzt die Kraft und Energie deines Gegners gegen ihn.“ Danach zeigt mir Michael, wie ich den armen Jacob effektiv in die Leiste trete.

Als nächstes kommt der „Gefühls“-Teil ­– der Aspekt, bei dem du die Bewegungen deines Gegners voraussagst und ihn ablenkst. „Versuch, mich zu schlagen“, sagt Michael. Ich versuche Michael ins Gesicht zu schlagen, aber ich schaffe es nicht – er drückt einfach meinen Arm am Ellenbogen weg. Dann zeigt er mir, wie ich dasselbe machen und seine Schläge von meinem Gesicht abwenden kann. Er schlägt ziemlich hart in meine Richtung, aber ich schaffe es, einen Ellenbogen rechtzeitig wegzudrücken. So wird mein Kopf nicht wie ein hart gekochtes Ei zerdrückt. Wie sich herausstellt: Kung Fu findet im Leben eine sehr praktische Anwendung.

Nach weiteren Abfolgen, bei denen der arme Jacob in den Schwitzkasten genommen und gegen die Wand gedrückt wird, ist es Zeit für ein paar Kraftübungen: Planks, Liegestütze, Sit-Ups und Atemübungen für das Cool Down.

Als ich meine Sachen packe, frage ich Jacob, ob es ihm gut geht. „Oh ja, das war nichts im Vergleich zu dem, was wir normalerweise machen“, sagt er glücklich. Er verbeugt sich vor Michael, nimmt seinen Rucksack und geht mit einem leichten Humpeln davon.

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