NACHGEFRAGT: @luisaharisch über Eltern-Kind-Yoga-Mythen

Yoga und Meditation sind Esoterik-Gedöns auf höchstem Niveau! Das ist doch noch nicht einmal Sport! Und dann immer diese gefühlsduselige Sprache. Zum Eltern-Kind-Yoga gehen doch eh nur koffeinfreien Flat-White-schlürfende-Wollsockenträger mit ihren Kindern. 

Auf diese oder ähnliche Reaktionen sollte man sich gefasst machen, wenn man als Elternteil vor seinen High Heels-tragenden Mutti-Freundinnen oder seinen bärtigen, tätowierten Daddy-Kumpels zugibt, regelmäßig zum Eltern-Kind-Yoga zu gehen. Vorsicht! Man(n) könnte schlimmstenfalls direkt des Spielplatzes verwiesen werden.

Meistens fallen Ausdrücke wie vegetarisch-vegane Biokost und trilinguale Vorschul-Motivationskurse in einem Satz. Nichts, wovon man als entspannte Mommy oder lässiger Daddy unbedingt Teil sein möchte.

Doch ist Eltern-Kind-Yoga nur ein Modetrend? Die Antwort ist eindeutig: Asanas für dein Kind und dich sind nicht nur für den Hipster-Nachwuchs wertvoll. Bereits vor 25 Jahren hat in Berlin eine Grundschullehrerin mit Erstklässlern Yogaübungen gemacht, um den Stresslevel ihrer Klasse zu senken.

Was als „Yoga-AG“ für Erstklässler begann, wurde schnell bei den Kindern so beliebt, dass die Eltern darauf drängten, Yoga fest auf den Stundenplan zu integrieren. Einige Mütter, die ihre Kinder morgens zur Schule brachten, freuten sich riesig, wenn sie auch am „Guten-Morgen-Yoga“ teilnehmen durften.

Dennoch kursieren immer noch unzählige Klischees und Vorurteile im Hinblick auf Eltern-Kind-Yoga. Wir haben die gängigsten Mythen zum Anlass genommen und bei @luisaharisch, unserer Expertin für Eltern-Kind-Yoga, einmal genauer nachgefragt. Für uns hat Luisa 5 spannende Fakten rund um das Thema unter die Lupe genommen.

Luisa ist Yogalehrerin mit Herz und Seele. Weil sie vor ein paar Monaten selbst einem wunderhübschen Jungen das Leben schenkte, teilt sie auf ihrem YouTube-Channel ihre Erfahrungen bezüglich Hormonyoga, Rückenyoga, Yoga in der Schwangerschaft, Eltern-Kind-Yoga und vieles mehr.

Ihr Weg zum Yoga hat bereits in ihrer Jugend begonnen. Dort hat sie durch das Praktizieren Vertrauen, Ruhe und Kraft finden können. Seitdem nimmt sie ihre Follower in ihren Stunden mit auf die faszinierende Reise des Yoga durch ein Zusammenspiel von Bewegung, Atmung und Entspannung.

Mythos 1 – Eltern-Kind-Yoga unterscheidet sich nicht von normalem Yoga

Die Basis von Kinderyoga und Yoga für Erwachsene ist dieselbe. Lediglich die Herangehensweise ist abgewandelt: Beim Yoga für Kinder wird fantasievoll und spielerisch geübt.

Das Hatha-Yoga aus Indien richtet sich hier an die kindliche Wahrnehmung: die Art des Praktizierens orientiert sich sehr an der Wahrnehmung der Natur, der Pflanzen und der Tiere wie z.B. der Baum, das Krokodil, der Hund, der Löwe etc.

In einer Yogastunde speziell für Kinder werden die gleichen Werte vermittelt wie in einer “normalen” Yogastunde – nur eben auf eine andere Art und Weise.

Ein Unterschied zwischen Yoga für Kinder und Yoga für Erwachsene liegt in ihren Zielen: Wo viele Erwachsene sich individuelle Ziele für ihre Yogapraxis setzen – von schweißtreibenden Workout bis zu hin zur Entspannung – so lassen sich bei den Kleinen die Ziele stärker generalisieren. Es geht um Freude, Spaß an der Bewegung und Entspannung.

Die einzelnen Asanas werden bei Kindern kürzer durchgeführt als bei uns Erwachsenen. Das hat mehrere Gründe: Kinder sollen/können die Haltungen nicht allzu lange halten, da sie weniger Kraft und Ausdauer haben aufgrund ihres kleineren Herz-Kreislauf-Systems.

Darüber hinaus tritt bei Kindern die Wirkung einer Asana viel schneller ein. Kinder können auch sich viel schneller entspannen.

Welche Methoden und Yogaarten man mit den Kleinen praktizieren sollte: Unsere Kinder sind so individuell wie wir – von daher probier einfach spielerisch aus, was ihnen gut tut. 

Mythos 2 – Eltern-Kind-Yoga ist zu einfach

Yoga kann sowohl für Erwachsene wie auch für Kinder anstrengend sein. Natürlich hängt dies von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel deiner eigenen Wahrnehmung, Kraft und Ausdauer, der Intensität sowie der Art des Yogas. Doch in einem sind sich alle einig: Yoga fordert dich sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene.

Mythos 3 – Eltern-Kind-Yoga fördert nur die Fantasie der Kinder 

Gerade in der Kindheit, einer Zeit der intensiven Prägung, kann Yoga, neben dem Fördern der Fantasie, dem Kind die Möglichkeit bieten, durch Übung und Erfahrung die eigene Persönlichkeit genauer kennen zu lernen.

Hierdurch kann der Heranwachsende eine positive Ausrichtung seiner Persönlichkeit erfahren und somit dauerhafte positive Entwicklung erreichen

Durch Yoga kann Ruhe und Achtsamkeit erlernt werden. Mithilfe dieser Eigenschaften wird es einem Kind leichter fallen, sich weitere Fähigkeiten anzueignen und soziale Kompetenzen zu stärken. Kinder sind sehr beweglich und flexibel, daher ist es wichtig an der Ausdauer und der Kraft zu arbeiten. Dies passiert über eine angemessene Yogapraxis. Wichtig dabei ist:

  • das bewusste Wahrnehmen des Zusammenspiels von Körper- und Atemaktivität
  • eine große Selbsterfahrung
  • die Gesundheit und der Respekt für die eigenen Grenzen und Möglichkeiten.

Das alles geschieht in den aktiven Übungen. Ein weiterer Vorteil dieser Praxis ist es, dass alle Sinne angeregt werden. Ziel der Asanas ist es, das Gefühl von einem stabilen Gleichgewicht und dem Loslassen von Verspannungen zu bekommen.

Es sollen Koordination, Geschicklichkeit und die Bewegungsmöglichkeiten erweitert werden. Durch das Erlernte wird Vertrauen zum eigenen Körper aufgebaut. Das Kind erlangt dadurch Vertrauen in seine eigene Kraft.

Zudem wird das Kind sich stärker seiner selbst bewusst. Der Sinn der Achtsamkeit (in Form von Wertschätzung gegenüber Menschen und Tieren) wird ebenfalls gestärkt. Und aufgrund der Gruppendynamik wird zudem das soziale Miteinander gefördert.

Mythos 4 – Es ist schwierig, die Konzentration der Kinder aufrechtzuerhalten

Meine Erfahrung hierbei ist: Wenn man sich komplett auf sein Kind/seine Kinder einlässt und eine spielerische, kreative und flexible Yogastunde gestaltet, wird es ihnen auch nicht langweilig.

Kinder wollen aktiv dabei sein und eingebunden werden. Probier es einfach aus, ob dein Kind lieber lange oder kurze Abläufe/Halten einer Asana mag. Vielleicht praktiziert ihr lieber morgens statt abends.

Vielleicht baust du auch in die Endentspannung eine Massage ein,  verwöhnst dein Kind damit und stärkst damit gleichzeitig die Bindung zu ihr/ihm.

Grundsätzlich sollte es euch beiden gefallen! Mach nur das, was sich auch für dich richtig anfühlt, ansonsten spürt es auch dein Kind. Solange es euch beiden gut dabei geht, wird es eurer Beziehung zueinander definitiv wohl tun. Vielleicht schafft ihr es sogar, eine ganz neue Routine innerhalb der Familie dadurch zu etablieren.

Mythos 5 – Echte Männer machen kein Eltern-Kind-Yoga

Das Schöne an Yoga ist, dass es so facettenreich ist. Yoga kann fast jeder praktizieren, selbst wenn man körperlich eingeschränkt ist. In diesem Fall passt man die Übungen einfach so an, dass sie sich trotz Einschränkung gut anfühlen.

Du kannst Yoga sogar mit deinem Baby machen. Während es neben dir auf der Matte liegt, beginnst du zu flowen. Bei einem Kleinkind wird es mit dir in Interaktion gehen wollen und sogar auf dir oder unter dir herumturnen wollen.

Hier empfehle ich dir, es zuzulassen. Mach vielleicht nur eine kurze Sequenz deiner Übungen. Wenn dein Kind beginnt, deine Bewegungen nachzuahmen, dann kannst du es involvieren – locker, entspannt und easy.

Vielleicht sind es anfangs nur zwei Asanas wie beispielsweise der Hund oder Katze/Kuh. Ihr könnt euch dann nach Belieben steigern.

Wenn dein Kind bereits in den Kindergarten oder die Grundschule geht, dann kannst du gerne schon kleine Sequenzen, also eine Abfolge mehrerer Asanas hintereinander, einlegen.

Probier doch einfach mal den Sonnengruß aus oder geh mit deinem Kind auf eine kleine gedankliche Weltreise/Safari und schau, welchen Tieren ihr dabei begegnet.

Egal ob Mama oder Papa, solange ihr alle Spaß dabei habt, wird es gut. Ich wünsche euch ganz viel Freude und alles Liebe – eure Luisa!

NACHGEFRAGT

Mit NACHGEFRAGT gehen wir im Zwei-Wochen-Takt kontrovers diskutierten Themen auf den Grund! Jetzt bist du am Zug: Solltest du weitere Fragen an unsere Expertin Luisa haben, stell sie einfach jetzt auf unserem Instagram-Channel. Im Live-Talk stehen dir @luisaharisch am Donnerstag, den 11. Juni um 20 Uhr auf ihrem und auch auf unserem Channel Rede und Antwort.

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