Pilates Reformer: Aktiv gegen Rückenschmerzen
Schmerzen in der Lendenwirbelsäule oder im Schultergürtel, ein steifer Nacken oder Verspannungen, die zu Kopfschmerzen führen. Kommt dir das bekannt vor? Dann geht es dir wie vielen anderen auch:
Laut DAK-Gesundheitsreport stieg die Zahl der stationären Behandlungen wegen Rückenbeschwerden seit 2007 um 80 Prozent und erreichte 2016 einen Höchststand. Fast die Hälfte der Betroffenen ließ sich als Notfall aufnehmen. Jeder siebte Arbeitnehmer (14,4 Prozent) leidet bereits drei Monate oder länger unter Rückenschmerzen.
Rückenschmerz ist das Symptom, nicht die Ursache
Joanna Mountifield, Gründerin eines der ersten Pilatesstudios The Body in Balance in Berlin, kennt die Symptome von Rückenschmerzen nur zu gut.
An der Südküste Englands geboren, verbrachte Joanna einen Großteil ihres Lebens damit, ihren Körper bis an seine physischen Leistungsgrenzen zu treiben: 14 Jahre lang tanzte sie Ballett und ist bereits mehrere Marathons gelaufen.
Zu ihrem täglichen Lauftraining kamen dann noch wöchentlich über 25 Fitnesskurse (darunter auch HITT) hinzu, die sie in ihrem eigenen Studio gegeben hat. Damals hat sich Joanna nur selten eine Auszeit genommen und wenn, das sagt sie von sich selbst, sei sie nie zur Ruhe gekommen.
Nachdem sie am eigenen Körper erfahren musste, welchen Konsequenzen es haben kann, wenn man sich keine Auszeit gönnt, verhalf Joanna zu einer ganz andere Sichtweise, was das Thema Fitness anbelangt. Mit ihrer Geschichte, hofft sie, anderen dabei zu helfen, einen Weg zu finden, wie sie ihr Leben entschleunigen, bevor es zu spät ist. Doch was hilft wirklich? Ihre Lösung: Pilates.
Was ist Pilates?
„Die Erfindung des Pilates wird in der Fitnesswelt als Legende gehandelt: In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat Joseph Pilates eine Methode entwickelt, der er passenderweise, die Bezeichnung ‚Contrology‘ verliehen hat. Diese umfasst eine Reihe an rehabilitativen Übungen, die darauf abzielen, ein totales Gleichgewicht von Körper und Geist zu schaffen. Seit ca. fünf Jahren erlebt Pilates einen regelrechten Boom hierzulande“, beschreibt Joanna die Ursprünge.
Pilates ist eine sanfte, jedoch überaus wirkungsvolle Trainingsmethode für den Körper und auch den Geist – ein systematisches Ganzkörpertraining. Einzelne Muskeln oder Muskelpartien werden ganz gezielt aktiviert, entspannt oder gedehnt. Nicht die Quantität, sondern die Qualität der Pilates-Übungen zählt und die Atmung wird mit den jeweiligen Bewegungen koordiniert.
Besonderes Augenmerk gilt der Körpermitte. Das Training der Tiefenmuskulatur im Becken und in der Taille verbessert die Beweglichkeit. Becken und Schulterbereich lassen sich dadurch noch freier gegeneinander verdrehen.
Durch die Aktivierung dieses Kraftzentrums (Powerhouse) werden Taille und Hüfte gefestigt. Pilates bringt auf diesem Weg Muskeln und Gelenke wieder in Schwung, ohne sie zu belasten.
Die Unterschiede zwischen Pilates und Yoga erfährst du hier.
Pilates bei Rückenschmerzen
„Rückenschmerzen können auch Kopfsache sein: Häufig tragen seelische Belastungen oder zu viel Stress zu den Beschwerden bei, verursachen, verstärken oder verlängern sie“, sagt Joanna.
„Als ich 2010 meinen ersten Bandscheibenvorfall hatte, habe ich viel zu intensiv Yoga praktiziert, bin weite Strecken gejoggt und hatten einen sehr hohen Stresslevel in meinem Job“, sagt Joanna.
Pilates kann Rückenbeschwerden und Bandscheibenvorfällen vorbeugen und in einigen Fällen sogar therapieren. Zum Beispiel setzen Sportmediziner Pilates gezielt ein, um Erkrankte mit chronischen Rückenleiden in der Halswirbelsäule oder Lendenwirbelsäule zu behandeln.
Auch viele Reha-Kliniken setzen bereits auf Pilates. Wichtig sind in jedem Fall gut ausgebildete Trainer und eine individuelle Beratung, damit die Übungen auch den gewünschten Effekt haben.
Mit Pilates Reformer aktiv gegen Rückenschmerzen
Eines Morgens wachte Joanna mit schrecklichen Schmerzen in ihrem Bein und Rücken auf. Im Krankenhaus lag sie fünf Tage lang bewegungsunfähig im Krankenbett. „Alles in allem habe ich eine Handvoll Pillen zum Einnehmen bekommen und sollte mich schonen“, erinnert sich Joanna an die Zeit zurück.
In derselben Woche sollte Joanna einen Pilateskurs mit Reformer leiten, an dem Teilnehmerinnen und Teilnehmer landesweit angemeldet waren. Trotz Schmerzen hielt sie den Kurs. Mit Unterstützung einer Kollegin zeigte sie nur „Übungen in einer neutralen Wirbelsäulenposition“. Am Ende des viertägigen Kurses, hatte sie das Gefühl, nie Rückenprobleme gehabt zu haben.
Die Übungen taten ihrem Rücken so gut, dass sie innerhalb von wenigen Tage wieder auf den Beinen war. Zwar hat sie immer noch beschädigte Nervenenden, weswegen sie beim Gehen leicht hinkt, aber abgesehen davon, ist sie wieder in der Lage, weiterhin Pilates zu unterrichten.
Was ist der Pilates Reformer?
Der Pilates Reformer ist ein traditionelles Pilates-Gerät, das aussieht wie ein Bett mit Federn, einem Schlitten, Seilen und Flaschenzügen. Zugegeben, das Ganze sieht wirklich etwas aus, wie aus dem mittelalterlichen Kerker.
Unterschiede einer Pilatesstunde mit Reformer zu einer ohne
Der Vorteil, den der Reformer gegenüber dem Mattentraining hat, ist, dass er das Repertoire an verfügbaren Übungen stark erweitert. Die Übungen zielen nicht nur auf Kräftigung und Aufbau der Muskeln ab, sondern sollen auch den Bewegungsumfang erweitern.
Im Gegensatz zur Mattenarbeit, die stark die Muskeln der Körpermitte fokussiert, arbeitet der Reformer mit dem gesamten Körper: Auch die peripheren Muskeln der Arme und Beine werden damit gefordert.
Im Jahr 2015 hatte Joanna dann den nächsten Bandscheibenvorfall. „Ich war sehr gestresst, arbeitete wieder zu viel und nahm mir keine Zeit für mich“, erinnert sie sich zurück.
Weil sie unglaubliche Schmerzen im Bein hatte und ihren Fuß kaum noch bewegen konnte, musste sie wenige Tage später an den Bandscheiben operiert werden.
Nach der Operation musste Joanna wieder bei null anfangen. Mit einer Mischung aus Pilates Reformer und Physiotherapie wurde versucht, die Funktionsfähigkeit ihres Fußes wiederherzustellen.
Was kann der Reformer besser als eine normale Pilatesstunde?
„Gerätegestütztes Pilates bietet mehr Möglichkeiten, an der Haltung und Kräftigung von Armen und Beinen zu arbeiten. Man stärkt nicht nur seine Körpermitte, sondern auch seinen Rücken. Viele Übungen helfen auch, seine Hüfte und auch seine unteren Extremitäten, wie die Füße, zu stärken. Wenn ich beispielsweise meine Übungen mit dem Reformer nicht täglich mache, dann spüre ich das sofort in meinem rechten Bein“.
Viele von Joannas Kundinnen und Kunden machen Pilates, weil sie unter irgendeiner Form von Rückenschmerzen leiden oder Haltungsprobleme haben. In einer klinischen Studie der „Ärztezeitung“ stellten Mediziner fest, dass die Symptome von chronischen Rückenschmerzen gelindert werden, wenn Betroffene zweimal die Woche eine Stunde Pilates machen.
Die körperstraffende Wirkung der Übungen ist ein positiver Nebeneffekt. Muskeln und Gelenke werden durch die langsamen Bewegungen geschont, sodass Schmerzen nach einigen Wochen sanft „wegtrainiert“ werden. Die Haltung verbessert sich, die Muskeln werden gelockert und Verspannungen gelöst.
In Verbindung mit dem Reformer kann Pilates, wie in Joannas Fall, große Linderung verschaffen und sogar heilend wirken.
Wenn du also selbst deine Körperhaltung verbessern und Verspannungen abbauen möchtest, dann check noch heute in einem unsere unzähligen Pilates-Studios in deiner Nähe ein!
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