
Yoga für Schwangere: Eine Reise der Veränderung
Wenn du das hier liest, bist du wahrscheinlich mittendrin in der aufregenden, manchmal auch überwältigenden Reise der Schwangerschaft. Zuerst einmal: Herzlichen Glückwunsch! Ob du voller Vorfreude strahlst, ein wenig nervös bist oder mit anhaltender Übelkeit kämpfst – das Gefühl, ein neues Leben in dir wachsen zu spüren, ist eines der größten Abenteuer des Lebens.
Yoga für Schwangere kann dir in dieser besonderen Zeit eine wunderbare Unterstützung bieten – sowohl körperlich als auch mental. Damit du sicher und mit einem guten Gefühl praktizieren kannst, haben wir mit der erfahrenen Yoga-Lehrerin Rachel Lißke gesprochen. Sie ist selbst dreifache Mutter und gibt ihre wertvollen Tipps aus einer Mischung aus professioneller Expertise und persönlicher Erfahrung weiter. Also, schnapp dir eine Tasse Rooibos-Tee, träufle ein wenig Lavendelöl auf und mach es dir gemütlich – es gibt viel zu entdecken!
Lerne unsere Expertin kennen: Rachel Lißke

Rachel Lißke ist eine deutsch-amerikanische Yoga-Lehrerin mit Schwerpunkt auf Hatha Vinyasa sowie Prä- und Postnatal-Yoga. Mit zehn Jahren eigener Praxis und über 600 Stunden Ausbildung bringt sie umfassende Expertise mit, einschließlich Zertifizierungen in Postural Yoga (Awakening Yoga Academy) und dem achtgliedrigen Pfad des Patanjali (Ignite Institute).
Als Montessori-Mutter von drei Kindern weiß sie, wie wichtig die Balance zwischen strukturierter Routine und freier Selbsterforschung ist. Ihre Leidenschaft für Literatur und Philosophie fließt direkt in ihren Unterricht ein: Sie integriert Mythen, Poesie und tiefgründige Themen, um einen Raum zu schaffen, in dem sich ihre Schüler:innen gestärkt und inspiriert fühlen.
Warum Yoga in der Schwangerschaft?

“Yoga während der Schwangerschaft ist viel mehr als nur Bewegung”, erklärt Rachel. Es gehe darum, Raum zu schaffen – für deinen Atem, für die Verbindung zu dir selbst und deinem Baby sowie für die mentale und körperliche Vorbereitung auf die Schwangerschaft, die Geburt und die Zeit danach. Egal, ob du schon lange Yoga praktizierst oder zum ersten Mal auf der Matte stehst: Yoga passt sich deinen Bedürfnissen an und hilft dir, dich auf die Veränderungen deines Körpers einzustellen und diese zu unterstützen.
Aber was genau ist Yoga für Schwangere?


„Yoga für Schwangere, auch Pränatal-Yoga oder Schwangerschaftsyoga genannt, ist speziell darauf ausgerichtet, den sich verändernden Körper zu unterstützen und ihn auf die Geburt vorzubereiten“, sagt Rachel. „Es kombiniert körperliche Übungen (Asanas), Atemtechniken (Pranayama), Mantras, Visualisierungen und Meditation, um einen ganzheitlichen Ansatz für eine gesunde Schwangerschaft zu bieten. Die Stunden sind so gestaltet, dass sie sich an die unterschiedlichen Trimester anpassen und für alle Erfahrungslevel geeignet sind.“
Rachel rät davon ab, als Yoga-Neuling in der 10. Schwangerschaftswoche direkt in eine intensive Vinyasa-Stunde einzutauchen. Das Tempo und die Intensität könnten überwältigend sein, und einige Übungen erfordern spezielle Anpassungen, um für werdende Mütter sicher zu sein. „Der Fokus sollte auf sanften Bewegungen, bewusster Atmung und Stabilität liegen, statt die eigenen Grenzen zu überschreiten“, sagt sie.
Die Elemente beim Schwangerschaftsyoga

Körperliche Haltungen (Asana): Pränatal-Yoga-Übungen verbessern nicht nur die Flexibilität und Durchblutung, sondern lindern auch typische Schwangerschaftsbeschwerden. Die Haltungen sind sanft und passen sich deinem sich verändernden Körper an.
Atemtechniken (Pranayama): Durch gezielte Atemübungen lernst du, ruhig und bewusst zu atmen. Diese Techniken helfen, Stress abzubauen, die Durchblutung zu fördern und deinen Körper optimal mit Sauerstoff zu versorgen. Sie sind nicht nur während der Schwangerschaft, sondern auch bei der Geburt und darüber hinaus hilfreich.
Visualisierung und Meditation: Diese Praktiken lenken deinen Fokus auf den Atem und helfen, die Gedanken zu zentrieren. Die achtsame Herangehensweise fördert ein tiefes Gefühl der Ruhe und geistigen Klarheit. Dies ist besonders wertvoll in der Schwangerschaft, wenn hormonelle Veränderungen zu emotionalen Schwankungen führen können.
Mantra: Wiederholte Worte oder Phrasen (Mantras) bringen Fokus, Ruhe und innere Stärke. Im Schwangerschaftsyoga helfen sie, das Selbstvertrauen zu stärken, Entspannung zu fördern und positive Energie zu erzeugen.
Ist Yoga für Schwangere sicher?
Ja, definitiv! Schwangerschaftsyoga ist nicht nur sicher, wenn du es achtsam praktizierst – es bietet sogar zahlreiche Vorteile. Yoga schafft eine stabile Grundlage, die dich in jeder Phase deiner Schwangerschaft unterstützt und stärkt. Es hilft dir, Vertrauen in deinen Körper aufzubauen und mit einer positiven Einstellung durch diese transformative Zeit zu gehen – von der Schwangerschaft über die Geburt bis hin zur Elternschaft. Rachel betont, dass die Schwangerschaft nicht der richtige Zeitpunkt ist, um deine Grenzen auszutesten oder neue, herausfordernde Haltungen zu üben. Du leistest bereits Unglaubliches – du trägst ein neues Leben in dir! Yoga während der Schwangerschaft soll diesen natürlichen Prozess unterstützen, nicht herausfordern. Hier sind einige wertvolle Tipps von Rachel, damit du sicher und effektiv praktizierst:
6 Tipps, um Schwangerschaftsyoga sicher zu praktizieren

- Schütze deinen Bauch und dein Baby: Setze auf sanfte, offene Dehnungen und vermeide tiefe Drehungen, Vorwärtsbeugen oder Positionen auf dem Bauch, die zu viel Druck ausüben. Dein wachsender Bauch wird sich schon bald bemerkbar machen!
- Achte auf deine Atmung: Atme ruhig und gleichmäßig. Vermeide Atemtechniken, bei denen du den Atem anhältst, oder intensive Übungen wie die Feueratmung (Kapalabhati).
- Vermeide neue Herausforderungen: Wenn Handstände oder andere fortgeschrittene Haltungen bisher nicht Teil deiner Praxis waren, ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, damit anzufangen. Fokussiere dich darauf, deine bestehende Praxis sicher anzupassen.
- Achte auf eine kühle Umgebung und trinke genug Wasser: Hormonelle Veränderungen können deine Temperaturregulation beeinflussen. Achte darauf, genug Wasser zu trinken und übe in einem gut belüfteten Raum.
- Höre auf deinen Körper: Jede Schwangerschaft ist einzigartig – sogar im gleichen Körper. Achte darauf, wie du dich in jeder Haltung fühlst, und vermeide Bewegungen, die Unwohlsein, Schmerzen oder Schwindel verursachen.
- Konsultiere deine Ärztin oder deinen Arzt: Kläre deine Yogapraxis bei Unsicherheiten mit einem Arzt ab, besonders bei Vorerkrankungen wie Plazenta praevia, vorzeitigen Wehen, schwerer Anämie, Herzerkrankungen oder unkontrolliertem Bluthochdruck.
Haltungen, die du vermeiden solltest, und sichere Anpassungen für reguläre Yogaklassen

Wenn du während der Schwangerschaft an einer regulären Yogastunde (die nicht speziell für Schwangere ausgelegt ist) teilnimmst, sind spezielle Anpassungen wichtig, um deine Sicherheit und deinen Komfort zu gewährleisten. Rachel empfiehlt, besonders auf folgende Punkte zu achten:
- Vermeide Druck auf den Bauch und dein Baby: Tiefe Vorwärtsbeugen, intensive Drehungen und Positionen in Bauchlage solltest du ganz vermeiden.
- Reduziere starke Core-Aktivierung: Verzichte auf Crunches, Planks und modifiziere Navasana (Bootshaltung), indem du die Füße am Boden lässt, um den Druck zu verringern.
- Sei vorsichtig mit tiefen Rückbeugen und Drehungen: Starke Dehnungen oder Kompression des Bauches können den Körper belasten – wähle sanfte, unterstützte Varianten.
- Vermeide langes Liegen auf dem Rücken nach dem vierten Monat: Diese Position kann die Vena cava (eine wichtige Vene) komprimieren und die Durchblutung beeinträchtigen. Nutze stattdessen Kissen oder lege dich auf die Seite.
- Bewege dich langsam und kontrolliert: Vermeide schnelle Übergänge – achte darauf, in Vinyasa-Sequenzen achtsam zurückzukehren, anstatt in Chaturanga Dandasana zu springen.
- Begrenze Überdehnung: Schwangerschaftshormone lockern die Bänder, daher solltest du Bewegungen nur zu 60–70 % deines normalen Radius ausführen und Stabilität vor Flexibilität stellen.
- Passe Balance-Haltungen und Umkehrhaltungen an: Dein Körperschwerpunkt verändert sich, also übe in der Nähe einer Wand, nutze Hilfsmittel oder wähle sicherere Alternativen, um das Gleichgewicht zu halten.
Welche Vorteile hat Yoga für Schwangere?


Physische Vorteile von Pränatal-Yoga
Rachel hebt vier körperliche Vorteile hervor:
1. Stärkung der Muskeln und Stabilität
Pränatal-Yoga fokussiert sich auf langsame, bewusste Bewegungen und tiefe Atmung – perfekt, um dein Gleichgewicht zu halten und Schwindel oder Übelkeit zu lindern. Während der Schwangerschaft verschiebt sich der Fokus von Flexibilität hin zu mehr Kraftaufbau. Besonders in den Beinen, Hüften und im Beckenboden wird durch Schwangerschaftsyoga gezielt Stabilität aufgebaut. So bist du nicht nur bestens auf die Geburt vorbereitet, sondern kannst auch danach schnell wieder durchstarten.
2. Verbesserung die Körperhaltung
Pränatal-Yoga nutzt hilfreiche Tools wie Yoga-Blöcke, Bolster und Decken, um dir den nötigen Raum für deinen wachsenden Bauch zu verschaffen. Diese Hilfsmittel heben den Boden, erweitern deinen Stand und machen jede Bewegung so viel angenehmer. Achtsame Ausrichtung konzentriert sich auf das Öffnen der Brust und das Verlängern der Wirbelsäule, um den Zug durch deinen Bauch auszugleichen. Mit jeder Übung bekommst du ein besseres Gespür für deine Haltung – und das Ganze fühlt sich gleichzeitig entspannter an.
3. Linderung häufiger Beschwerden
Mit einem wachsenden Bauch und runden Schultern entstehen schnell unangenehme Verspannungen. Schwangerschaftsyoga hilft, diese Beschwerden zu lindern, indem es den Unterkörper stärkt, die Wirbelsäule dehnt und den Brustbereich öffnet. Sanfte, fließende Bewegungsabläufe und achtsames Dehnen wirken gegen typische Schwangerschaftsbeschwerden wie Rückenschmerzen, Ischias, geschwollene Füße und verspannte Hüften. Mit jeder Atemübung wirst du entspannter und löst gleichzeitig Spannungen.
4. Vorbereitung auf die Geburt
Durch gezielte Aktivierung des Beckenbodens, Atemkontrolle und Stabilität in den Hüften baust du die Kraft und Ausdauer auf, die du für die Geburt benötigst. Die Kombination aus Atmung und Bewegung stärkt nicht nur deinen Körper, sondern fördert auch Resilienz, Flexibilität und ein tiefes Vertrauen in die Fähigkeiten deines Körpers.
Mentale und emotionale Vorteile von Schwangerschaftsyoga


Rachel beschreibt vier zentrale mentale und emotionale Vorteile von Yoga während der Schwangerschaft:
1. Reduzierung von Stress und Ängsten
Yoga ist ein kraftvolles Mittel, um Ängste abzubauen und dein emotionales Wohlbefinden zu stärken. Mit gezielten Atemtechniken (Pranayama) kannst du Spannungen lösen und innere Ruhe finden. Achtsamkeitsübungen helfen dir, deine Gedanken und Emotionen wertfrei zu beobachten, sodass du die Höhen und Tiefen der Schwangerschaft mit mehr Gelassenheit meisterst.
2. Förderung der Verbindung zu deinem Baby und deinem Körper
Durch sanfte, bewusste Bewegungen und Meditation kannst du dich intensiv mit deinem Baby und deinem sich verändernden Körper verbinden. Diese Praxis stärkt dein Körperbewusstsein und dein Vertrauen in den natürlichen Wandel, den du durchläufst.
3. Fokus auf das Hier und Jetzt
Yoga lehrt Geduld, Selbstfürsorge und das bewusste Erleben des Moments – alles wertvolle Fähigkeiten für die Schwangerschaft, Geburt und das Leben als frischgebackene Mama. Kleine, achtsame Handlungen im Alltag, wie bewusstes Atmen oder richtiges Heben, können einen großen Unterschied machen.
4. Aufbau einer Community und Unterstützung
Yoga während der Schwangerschaft ist oft eine wunderbare Gelegenheit, andere werdende Mütter kennenzulernen und sich gegenseitig auszutauschen und zu unterstützen. Gemeinsame Praxis stärkt das Gefühl der Verbundenheit und hilft, die oft mit Schwangerschaft verbundene Isolation zu überwinden.
Yoga für Schwangere durch jedes Trimester
Jedes Trimester bringt eigene körperliche und emotionale Veränderungen mit sich. Deine Yoga-Praxis entsprechend anzupassen, hilft dir, Körper und Geist durch jede Phase zu unterstützen. Höre immer auf deinen Körper und ziehe den Rat einer qualifizierten pränatalen Yoga-Lehrerin hinzu, die die besonderen Anforderungen der Schwangerschaft kennt.

Erstes Trimester (Woche 1–12): Erdung und Fürsorge
Das erste Trimester kann durch hormonelle Veränderungen, Müdigkeit und Übelkeit herausfordernd sein. Rachel empfiehlt, den Fokus auf erdende Haltungen und bewusstes Atmen zu legen, um emotionales Gleichgewicht zu fördern und körperliche Beschwerden zu lindern.
- Körperhaltungen (Asana): Erdende Posen wie die Berghaltung (Tadasana), die Garlande (Malasana) und die Kindshaltung (Balasana) stärken deine Stabilität und dein emotionales Gleichgewicht.
- Sanfte Dehnungen: Besonders für Nacken, Schultern und unteren Rücken helfen sanfte Dehnübungen, Verspannungen und Müdigkeit zu lindern.
- Atembewusstsein: Tiefes, achtsames Atmen beruhigt das Nervensystem und fördert Entspannung.
- Vorsichtsmaßnahmen: Höre auf dein Körpergefühl – gönn dir eine Pause bei Übelkeit, Schwindel oder Müdigkeit.
Zweites Trimester (Woche 13–27): Aufbau von Kraft und Stabilität
Mit dem Wachstum deines Babys verschiebt sich der Schwerpunkt deines Körpers. Dies ist der perfekte Zeitpunkt, um Kraft und Stabilität aufzubauen und gleichzeitig Ruhe zu bewahren.
- Körperhaltungen (Asana): Der Krieger II (Virabhadrasana II), die Göttinnenpose (Utkata Konasana) und der Baum (Vrksasana) unterstützen den sich verändernden Schwerpunkt.
- Kraftaufbau: Stärke Beine, Rücken und Beckenbodenmuskulatur, um den wachsenden Bauch zu stützen und Rückenschmerzen zu reduzieren.
- Atemfokus: Zwerchfellatmung (Belly Hugs) hilft, die tiefen Muskeln zu aktivieren und das Bewusstsein für die Verbindung zwischen Beckenboden und Zwerchfell zu schulen.
- Vorsichtsmaßnahmen: Vermeide Posen, bei denen du längere Zeit auf dem Rücken liegst, da diese die Vena cava komprimieren und den Blutfluss beeinträchtigen können. Hilfsmittel wie Blöcke und Stühle bieten zusätzlichen Halt und Balance.
Drittes Trimester (Woche 28–40): Entspannung und Vorbereitung auf die Geburt
Im dritten Trimester liegt der Fokus auf Entspannung, sanften Dehnungen und der Vorbereitung von Körper und Geist auf die Geburt. Es geht darum, Komfort zu bewahren und Ängste zu reduzieren.
- Körperhaltungen (Asana): Priorisiere Übungen wie die Katze-Kuh-Haltung, die unterstützte Kindshaltung und das Seitensavasana, um Blutzirkulation und Entspannung zu fördern.
- Beckenbodenfokus: Integriere Dehn- und Entspannungstechniken für den Beckenboden, um dich optimal auf die Geburt vorzubereiten.
- Herzöffnung und Expansion: Sanfte Herzöffnungspositionen verbessern die Haltung und schaffen mehr Raum für die Lungen.
- Atemarbeit und Meditation: Pranayama (Atemkontrolle) und geführte Meditationen/Visualisierungen/Körperscans helfen, Ängste zu lindern und den Schlaf zu fördern.
- Vorsichtsmaßnahmen: Vermeide Posen, die den Bauch komprimieren oder die Atmung einschränken. Übe nahe einer Wand oder nutze Hilfsmittel für zusätzliche Unterstützung und Sicherheit.
Wo du Schwangerschaftsyoga praktizieren kannst

Du suchst nach einem unterstützenden Yoga-Studio in Berlin? Rachel unterrichtet im VIVA Studio in Charlottenburg, bekannt für seine einladende Atmosphäre und dem Fokus auf achtsame Bewegung und Gemeinschaft. Während ihres Mutterschutzes im Frühjahr 2025 wird ihre Kollegin Stella – bekannt für ihre beruhigende Präsenz und Expertise – die Stunden übernehmen. Für weitere Optionen kannst du deine Urban Sports Club Mitgliedschaft nutzen und Yoga für Schwangere in ganz Deutschland und Europa entdecken.
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