Ein persönlicher Essay über das Indoor-Klettern
Wir können aufatmen – es ist unsere letzte Woche der #HappyNewFear Challenge. Aber, nur um sicher zu gehen, dass wir auf einem hohen Niveau enden, bedeutet unsere letzte Challenge, dass wir uns unserer bisher größten Angst stellen müssen…
Es gibt nur wenige Dinge, die schrecklicher sind, als am Boden einer 15 Meter hohen Wand zu stehen und zu wissen, dass man sie gleich erklimmen wird. Mein Magen drehte sich, als ich auf die Oberfläche, die wie ein Feld aussah, über mir blickte. „Bleib einfach ruhig“, sagte ich mir.
Ich bin hier, um den Magic Mountain zu erleben, eines der größte und beeindruckendsten Kletterhallen Berlins. Die Fläche umfasst 2200 m² Kletterfläche mit hunderten verschiedenen Routen, die für jedes Kletterniveau geeignet sind. Das ist zumindest eine gute Nachricht für mich. Denn ich bin nicht nur neu beim Indoorklettern, sondern habe wirklich starke Höhenangst. Als ich acht war, wurde ich von einer Klettertour nach Hause geschickt, weil der Lehrer dachte, ich würde einen Herzinfarkt bekommen.
Doch hier befinde ich mich bei einem Kletterkurs für Indoor-Klettern-Anfänger. Meine Hände fangen an zu schwitzen, als unsere Lehrerin Susanne unsere Dreier-Gruppe anspricht. „Indoor-Klettern ist absolut sicher“, betont sie. „Wenn du sicherst, achte nur darauf, dass du nicht die Konzentration verlierst.“ Sehr beruhigend.
Top-Rope ist eine der beliebtesten Formen des Indoor-Kletterns. Die Seile sind bereits an der Wand befestigt. Der Kletterer befestigt das Seil an seinem Gurtzeug, während eine Person, die sichert, am Boden steht. Das andere Ende des Seils, ist an dessen Gurtzeug befestigt, zusammen mit einer Clipping-Vorrichtung, zusammen mit einem Sicherungsgerät die verhindert, dass der Kletterer mehr als ein paar Meter herunterfällt. „Lasst uns an einer kleineren Wand üben“, sagt Susanne. Wir drei gehen zu einer extrem hohen Wand hinüber und sie befestigt das Seil an meinem Gurtzeug. Meine Kollegin sichert. „Verliere nicht die Konzentration!“, warne ich sie. „Du schaffst es! Aber nicht nach unten schauen!“, antwortet sie. Ich atme tief durch und beginne zu klettern. Die ersten paar Momente sind voll in Ordnung. Es ist wie das Hinaufsteigen einer Leiter. Die Hand- und Fußgriffe sind groß genug, sodass ich mich sicher fühle, dass ich nicht herunterfallen werde. Dann, etwa vier Meter hoch, übernahm das Schwindelgefühl. Mein Kopf schwimmt und eine Welle der Übelkeit überkommt mich, als ich realisiere in welcher Situation ich mich gerade befinde. Ich bin etwa ein Viertel der Strecke dieser „kleinen“ Wand hinauf. Und habe noch einen langen Weg vor mir.
Ich atme tief durch und schiebe die Gedanken weg. Mach einfach weiter. Es wird bald vorbei sein. Ich konzentriere mich auf die nächsten Griffe. „Nicht nach unten schauen!“ Großartiger Ratschlag, außer der Tatsache, dass ich nach unten schauen muss, um herauszufinden, wohin ich mit meinen Füßen steigen musste. Mit jedem Schritt bin ich quasi gezwungen, mich mit der Höhe auseinanderzusetzen. Als ich ¾ des Weges nach oben geschafft habe, sind meine Hände nass vor Schweiß, was es wirklich schwer machte mich richtig an den Griffen festzuhalten. Aber ich schaffe es und erreiche die Spitze. „GESCHAFFT!“, schreie ich, mit einer Stimme, die etwa drei Oktaven höher ist als sonst. „Okay!“, schreiben die Beiden unten. „Komm runter!“
Ich ließ das Seil los. Mein Magen drehte sich für eine Sekunde um, aber das Seil hält mich und ich kann meine Beine ausstrecken und mich an der Wand abseilen. Meine Beine halten mich kaum aufrecht, als ich den Boden erreiche. „Tolle Arbeit!“, sagt Susanne. „Jetzt ist es Zeit für die hohe Mauer!“
Ich bin ein nervliches Wrack. Die zweite Wand ist so hoch, dass sie zu einem wahren Kampf zwischen meinem physischen und mentalen Selbst wird. Ich klettere einfach weiter nach oben. Wie ich für mich herausfand, ist es die beste Methode einfach schnell zu handeln, sodass ich keine Zeit zum Nachdenken habe und es so schnell wie möglich vorbei sein wird. As ich mich abseilte, versuchte ich nicht nach unten zu schauen, sondern konzentrierte mich einfach auf die Wand direkt vor mir. Ich habe keine Ahnung, wie mein Körper reagieren würde, wenn ich realisiere, dass ich in 10 Metern Höhe an einem Seil baumle. Als ich meinen dritten 12-Meter-Aufstieg beende, bin ich sehr froh, dass es der letzte für heute war. Ich bin sehr stolz darauf, meine Angst überwunden zu haben, aber ebenso erleichtert, dass alles vorbei ist. Ich danke Susanne für ihr Fachwissen und ihre Geduld und treffe Marie Kühne, Marketing Managerin hier bei Magic Mountain. Genau wie ich, ist Marie noch vom Adrenalin des Kletterns am Überhang errötet. Sie erklärt: „Ich habe 2015 einen Indoor-Kletterkurs an der Universität besucht und es hat mir gefallen. Ich liebe es, hoch oben zu sein und genieße den Geist der Kletterhalle. Aber ich danke, das Beste am Klettern ist, im Freien zu sein.“
Als meine Herzfrequenz sich verlangsamt und das Adrenalin nachlässt, beginne ich zu verstehen, wie reizvoll das Klettern ist. Ich fühle mich ruhig, konzentriert und einer aufstrebenden, fröhlichen Stimmung. Ich frage Marie, ob es möglich ist, Klettern zu genießen, auch wenn man Höhenangst hat. „Man gewöhnt sich dran“, sagt sie. „Nach einem halben Jahr fühlte ich mich entspannt. Meine Hände schwitzen nicht, ich bin nicht gestresst, weil ich hoch oben bin. Erst wenn ich im Freien bin und 300 Meter hoch, schaue ich nach unten und habe ziemliche Angst.“
Das Gute am Klettern ist, dass man die Aktivität aus der Kletterhalle in die freie Natur bringen kann. Zusammen mit Freunden das Auto packen und zu schönen Orten in Spanien oder Frankreich reisen oder sogar weiter weg nach Kalifornien, Thailand oder Marokko, um dort zu klettern. „Ich mag Siurana in Spanien sehr gerne“, sagt Marie. „Es ist wie eine Plattform aus Stein und es gibt nur einen Ort zum Zelten. Ihr verbringt gemeinsame Zeit, seht erstaunliche Sonnenuntergänge und es gibt viele Routen – von einfach bis super schwierig. Dazu ist es noch in der Nähe von Barcelona, so dass man einen Tag die Stadt genießen kann.“
Uns als Kletterer kannst du überall auf der Welt neue Freunde finden. „Wann immer ich einen Klettertrip mache, treffe ich neue Leute und wie verstehen uns immer, weil es eine so tolle Gemeinschaft gibt – wir haben alle das gleiche Interesse.“
Und dann gibt es noch die gesundheitlichen Vorteile des Kletterns. „Es ist ein ganzheitlicher Sport, da der ganze Körper beteiligt ist. Es ist also gut für deine Beine und Arme und besonders gut für deinen Rücken. Du bekommst wirklich starke Muskeln, sodass neue Kletterer oft feststellen, dass ihre Rückenschmerzen verschwinden.“
Hier am Magic Mountain gibt es jede Menge Events für die Indoor-Kletter-Community. „Wir hatten dieses Wochenende eine Nachtkletter-Session. Alle Lichter waren aus und die Routen wurden mit Schwarzlicht beleuchtet. Dazu hat ein berühmter Slackliner eine High-Line-Show gemacht.“
Außerdem gibt es zweimal im Jahr Wettbewerbe für Kinder und Erwachsene und regelmäßige wöchentliche Meetups für alle, die einen Kletterpartner suchen. „Stephan Vogt trainiert hier“, sagt Marie stolz. „Er ist sehr bekannt und gehört zur Nationalmannschaft in Deutschland. Aber die meisten Leute sind hier, um sich zu entspannen und den Sport zu genießen.“
Klettern ist eine großartige Möglichkeit Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Ich sehe ein paar Mädchen im Teenageralter, die Spaß daran haben sich gegenseitig zu helfen, eine besonders schwierige Wand zu meistern. Und ein furchtloses Paar mitte 60, das abwechselnd klettert und sichert und die Gesellschaft miteinander und das Training genießt. Was ich jedoch herausfand war, dass meine Lieblingsbeschäftigung im Magic Mountain – abgesehen von den exzellenten Lehrern und Weltklasse-Routen – mich danach in der luxuriösen Sauna zu entspannen.
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