Assemblé! So halten sich Balletttänzer fit
Pete Doherty und Ballett sind auf den ersten Blick erst mal kein Match. Wenn man an den Frontman der Babyshambles denkt, kommen einem keine Bilder von Tutus, Ballettstrumpfhosen und Plies in den Kopf. Aber ob du es glaubst oder nicht: Pete Doherty hat mit dem Konzept von Fit’Ballet zu tun.
Als Teil ihrer Tour hatten die Babyshambles zwei Ballerinas engagiert, die zu einem ihrer finalen Songs live auf der Bühne tanzen sollten. Und es war eine der beiden Ballerinas, die während der Tour das Konzept für Fit’Ballet aufgestellt hat. Ein Workout-Konzept, das sich langsam von ihrer Heimatstadt Paris über alle Städte Europas ausbreitet.
Lucie Peixoto Rodrigues von Studio.Sonic unterrichtet Fit’Ballet in Berlin. Ihre engste Freundin, Octavie Escure, ist die Tänzerin, die die Idee dazu hatte. “Sie ist eine meiner besten Freundinnen aus der Ballettschule”, sagt Lucy. “Octavie rief Fit’Ballet vor ca. sechs Jahren in Paris ins Leben. Sie hatte zuvor für drei Jahre bei Pete Dohertys Auftritten getanzt – mit den Babyshambles, Libertines und seinem Soloalbum. Sie hat es geliebt.”
Lucie erklärt, wie Fit’Ballet entstanden ist, nachdem Octavie nach einer Fitnessroutine abseits des Ballettstudios gesucht hat. “Sie wollte Übungen finden, die zum Aufwärmen dienten und sie, während sie Tour war, in Form hielten. Natürlich gab es keine Stange und keinen Ballettboden und die Auftritte waren in Spitzenschuhen – was auf der Bühne fast unmöglich ist. Sie hat es trotzdem getan mit allen Musikern um sie herum, dem Bier am Boden und allen anderen Dingen.”
Fit’Ballet ist Octavies Aufwärmroutine und beinhaltet alle typischen Bewegungen, die du auch im klassischen Ballett findest, jedoch noch zusätzliche Kräftigung und Ausdauerelemente. “Als Octavie nach Paris zurückkam, hat sie zuerst mit Kursen für Freunde angefangen und dann kamen immer mehr Leute – so hat alles mit Fit’Ballet angefangen”, sagt Lucie.
Wenn Lucie ein Tier sein könnte, würde sie ein Schwan sein wollen. Alles dreht sich um Länge und Eleganz. Ihr Hals ist lang und ihr Rücken ist so aufgerichtet wie der eines Spielzeugsoldatens. Ihr französischer Akzent und ihr langsamer Augenaufschlag geben ihr diese souveräne Art, die nur trainierte Balletttänzer haben. Lucies Reise, die sie zum Tanz geführt hat, begann nach ihrer ersten Ballettstunde, als sie 5 Jahre alt war. Es war eine der Klassen, die die meisten jungen Mädchen besuchen, aber seit dieser ersten Stunde war sie begeistert. Als ihre Eltern sie abholten, erzählt sie ihnen, dass sie eines Tages eine Ballettlehrerin werden möchte. “Weil ich nicht gedacht habe, dass ich eine professionelle Balletttänzerin werden kann”, sagt sie lachend.
Wenn Lucie eine Schwan ist, bin ich ein Nashorn. Bei den ersten Schritten des Warm-ups wird mir klar, dass ich nicht einen Funken Eleganz oder Souveränität so wie sie besitze. Unser Ballett Warm-up ist herausfordernd, besonders weil ich meinen Rücken während allen Übungen aufrecht halten muss. Ich finde schnell heraus, dass Plies so ähnlich wie Squats gehen und wenn man Dutzende davon mit einem ultra-aufrechtem Rücken macht, beansprucht man Muskeln, von denen ich nicht einmal gedacht hatte, dass ich sie besitze. Während dem Warm-up werfe ich einen Blick auf die anderen Schüler in der Klasse. Die Mädchen haben hochgebundene Zöpfe und geschwungene Augenbrauen, genau wie professionelle Balletttänzer. Ihr Haltung ist perfekt, genau wie die von Lucie und sie können Dutzende Plies machen und es sieht aus, als müssten sie sich kein bisschen anstrengen. Während ich mich ächzend durch das Warm-Up hieve, gleiten sie elegant dahin.
Lucies Playlist für die Stunde ist fantastisch. Sie besteht aus lauter Indie-Hits von Tame Impala and the XX und sie verbindet jeden Song mit einer anderen Übung. Nach dem Warm-up arbeiten wir an unseren Beinen, beugen sie zur Seite und in jede Richtung. Dann sagt Lucie “Assemblé!” und alle eleganten Schwäne der Ballettklasse heben ein Bein nach hinten an, als ob sie im nächsten Moment abheben möchten. Ich habe mich so überrascht, dass ich wieder nach unten krachte. Lucie lächelte und nickte mir ermutigend zu. Abgesehen von meinen Plie-Fähigkeiten macht die Klasse viel Spaß. Lucies Humor erfüllt den Raum und auch wenn ihre Choreographie herausfordernd ist, ihre Art von Humor macht alles wett. Wenn sie die Übungen runterzählt, macht sie das halb-lächelnd, da sie genau weiß, wie schwer sie sind.
Doch Lucies Lieblingsübung ist, wie ich denke, die Folgende: Sie teilt die Klasse in 2 Gruppen. Die erste Gruppe soll 16 Plies machen, danach die andere Gruppe und so weiter bis 8, 4, 2 und 1. Es ist schnell und macht Spaß und ist echt schwierig und herausfordernd für die Beine. Zwischendurch korrigiert Lucie die Haltungen ihrer Schüler und verlängert unsere Positionen, damit wir den maximalen Effekt ihrer Choreographie spüren.
Nach unserem kleinen Plie-Tanzwettbewerb nahmen wir uns jeder eine Matte und Lucie macht Beyoncés Flawless an. Wir setzen uns und jedes Mal, wenn Beyoncé “Bow down bitches” sagt, beugen wir uns über ein Bein. Und auch wenn die Mädels neben mir flexibel wie Origami zu sein scheinen, während ich kaum meine Fußspitzen berühren kann, ist es eine fantastische Dehnung.
Fit’Ballet ist auf mehrer Arten herausfordernd. Lucie sagt “Es hält dich in Form und ist perfekt dafür, die Basics von Ballett zu lernen, denn wir machen jede Stunde dieselben Schritte. Dazu trainierst du mit optimaler Haltung. Es ist viel mehr als Fitness – du arbeitest auch an der äußeren Form.”
Für mich persönlich ist die größte Herausforderung, einen geraden Rücken beizubehalten. “Wenn du schon mal Ballett gemacht hast, selbst wenn es nur in deiner Kindheit war, kommt das irgendwann wieder zurück”, sagt Lucie. “Zuerst erinnerst du dich nicht daran, doch dann kommt es wieder. Ich kann den Unterschied sehen – zwischen Leuten, die noch nie Ballett gemacht haben und denen, die es auch nur für ein Jahr als Kind gemacht haben. Diese Klasse ist für jeden, also ist es ganz egal, welche Erfahrung man mitbringt.”
Lucies Augen funkeln, als sie uns durch eine der letzten Übungen der Stunde führt. Wir sitzen immer noch und haben ein Bein ausgestreckt, dazu den Fuß geflext während wir das Bein anheben und halten es oben. Lucie beginnt zu zählen und es fühlt sich wie eine halbe Ewigkeit an, bevor sie endlich “Okay und entspannen” ruft.
Wir beenden die Klasse mit einer langen Dehnung. Wahrscheinlich sieht Lucie, dass ich noch tiefer in meine Dehnung reingehen kann, also kommt sie zu mir rüber und lehnt sich gegen mein Bein. Danach sagt sie “Ich liebe das Gefühl, Ballett zu tanzen. Es ist schwierig, aber gibt einem auch ein gutes Gefühl. Es lässt sich schwer beschreiben. Du forderst dich selbst, allerdings auf eine sanfte Art und Weise. Es fühlt sich gut an. Es ist entspannend und gibt dir irgendwie Energie.”
Am nächsten morgen, gerade als ich das Haus verlassen will, schaue ich in den Spiegel. Irgendwas ist anders, doch ich komme nicht drauf. Als ich ins Büro gehe, sagen meine Kollegen “Wow, du hast heute eine tolle Haltung!” Und ich bemerke, dass ich nach nur einer Stunde Ballett eine bessere Haltung habe und mein Kopf mehr aufgerichtet ist.
Schau auf der Webseite von Fit’Ballet vorbei, um den kompletten Kursplan zu sehen.
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